Corona: Weg mit dem Listen! | Rechtsextreme im Ministerium | „Mut zur Incorrectness“

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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

01. Oktober 2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

die neue Corona-Schutzverordnung von NRW ist gestern vorgestellt worden, und heute ist sie auch schon in Kraft. Was Sie jetzt wissen müssen, hat Claudia Hauser zusammengetragen, die Debatte um die neuen Regeln zeichnen Kirsten Bialdiga und Georg Winters nach. Künftig werden 250 Euro Bußgeld fällig, falls Sie beim Restaurantbesuch Ihre Kontaktdaten nicht ordnungsgemäß hinterlassen. In meinem Leitartikel schreibe ich: Weg mit den Listen! Denn sie sind weder effektiv noch praktikabel oder verhältnismäßig. Und die preußische Verwaltungstechnik des 19. Jahrhunderts passt nicht ins digitale Zeitalter. Meine Meinung, eine Meinung.

Ein zivilisierter Austausch von Meinungen war beim ersten TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden nicht zu beobachten. Gestern hatte ich Ihnen einen ersten Einblick gegeben, jetzt folgt eine Analyse unseres Washington-Korrespondenten Frank Herrmann. Für ihn markiert die Veranstaltung das Ende der Streitkultur, die eigentlich einmal das Besondere am US-Wahlkampf war. Ich durfte als Praktikant bei einer kleinen Ostküstenzeitung und bei der dpa in Washington im Jahr 1992 einige Monate lang beobachten, wie Bill Clinton gegen Amtsinhaber George Bush antrat. Bei einem TV-Duell war ich im Studio dabei, und die strikte Choreografie, die inhaltliche Einlassungen geradezu erzwang, hat mich beeindruckt. Bill Clinton muss man sich nicht zurückwünschen, aber eine Kultur des politischen Diskurses schon.

Einen interessanten virtuellen Diskurs hat Eva Quadbeck in Berlin beobachtet. Markus Söder präsentierte die Biografie von Armin Laschet in dessen Abwesenheit. Titel des Werks: „Der Machtmenschliche“. Die beiden gelten als die erbittertsten Konkurrenten um die Kanzlerkandidatur der CDU/CSU, der Machtmensch gegen den Machtmenschlichen? Aber nach der Veranstaltung war für meine Kollegin geklärt, warum Markus Söder das überhaupt gemacht hat. Oder, um es bayerisch zu sagen: A Hund is er scho. Ganz am Ende des Buches ist übrigens von der großen „machtpolitischen Ambivalenz“ Laschets die Rede. „Ja, er will ganz nach oben, er muss es aber wohl nicht. Reicht das?“

Es reicht: Anders lässt sich der Fall der rechtsextremistischen Chat-Gruppen bei der NRW-Polizei kaum beurteilen. Kirsten Bialdiga hat neue erschütternde Fakten recherchiert: Demnach haben drei der vier Verdachtsfälle im Landesinnenministerium für das Observationsteam des Verfassungsschutzes gearbeitet und haben unter anderem Rechtsextremisten überwacht. Offensichtlich wurden drei Böcke zu Gärtnern gemacht. Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte sich empört gezeigt und bereits angedeutet, dass der Skandal sich noch ausweiten könne, aber die neuen Recherchen zeigen einen erheblichen Aufklärungsbedarf, um es vorsichtig zu formulieren.

Die Fußballer des FC Bayern München haben derzeit einen großen Bedarf am Sammeln von Pokalen. Am Mittwochabend holte die Mannschaft von Trainer Hansi Flick mit dem 3:2-Sieg im deutschen Supercup gegen Borussia Dortmund den fünften Titel in diesem Jahr, nach Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League und dem UEFA-Supercup. Da muss man nicht viel diskutieren, der Rekordmeister von der Säbener Straße hat derzeit einen gewaltigen Lauf.

Diskutieren hingegen will die Schauspielerin Christiane Paul. In einem Interview, das Julian Budjan geführt hat, fordert sie „Mut zur Political Incorrectness“. Ich tue mich mit dem Begriff schwer – vieles, was als Political Correctness geschmäht wird, ist aus meiner Sicht einfach richtig. Bei rassistischen und sexistischen Sprüchen, so witzig sie gemeint sein mögen, kann ich schlicht nicht lachen. Aber die „gewisse Freiheit im Umgang mit den Dingen“, die Christiane Paul fordert, empfinde ich ebenfalls als erstrebenswert. Nur ist Gelassenheit etwas anderes als Beliebigkeit. Ich wünsche Ihnen jedenfalls alle Freiheit beim Start in den neuen Tag.

Herzlich

Moritz Döbler

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