Liebe Leserin, lieber Leser, das Bundesgesundheitsministerium hat 100 Tage nach Einführung der Corona-Warn-App eine positive Bilanz gezogen. 18 Millionen Downloads! Aber die Gesundheitsämter stimmen in die Euphorie nicht ein, wie Christian Schwerdtfeger in mehreren Städten in NRW recherchiert hat. Manche fühlen sich eher behindert, die meisten sehen keinen Nutzen für ihre Arbeit. Selbst die Millionenstadt Köln, wo die App positiv bewertet wird, kann nicht von großen Erfolgen berichten. Rund 100 Nutzer haben sich nach einer App-Warnung gemeldet, davon sei nur eine Person positiv getestet worden. Bundesweit hat die App bisher Warnmeldungen von 5000 Erkrankten weiterverbreitet. Immerhin – aber mich wundert jetzt nicht mehr, dass die App sich bei mir überhaupt noch nicht gerührt hat. Eva Quadbeck gibt in ihrem Leitartikel Hinweise, wie sie besser werden könnte. Über die aktuellen Entwicklungen in der Corona-Krise informieren wir Sie auch heute in unserem Newsblog. Gestern Abend hat die Bundesregierung weitere Regionen in elf EU-Ländern zu Risikogebieten erklärt. Mit Ausnahme von Polen und Luxemburg sind inzwischen alle Nachbarländer Deutschlands zumindest teilweise betroffen. Zudem wurde spätabends bekannt: Nach Außenminister Heiko Maas hat sich ein weiteres Mitglied der Bundesregieung in Quarantäne begeben: Wirtschaftsminister Peter Altmaier, nach einem positiven Test im Umfeld des EU-Handelsministertreffens. Wegen Corona haben die jungen Klima-Aktivisten der „Fridays for Future“-Bewegung lange auf ihre Demonstrationen verzichtet, aber morgen geht es wieder los. Kristina Dunz beschreibt in ihrer Analyse, wo sie sich selbst sehen und welche Ziele sie sich für den neuen Anlauf setzen. Aber es gibt auch erste kritische Stimmen aus den eigenen Reihen. Selbst wer die Ziele von „Fridays for Future“ nicht teilt, muss anerkennen, dass wohl noch nie eine Jugendbewegung in so kurzer Zeit so viel Wirkung erzielt hat. Bei der Studentenbewegung dauerte es jedenfalls viel länger, bevor sich deren Themen und Argumente in Parlamenten und bei Regierungen wiederfanden. So hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in einem Interview jüngst seine neuen Vorstöße explizit mit dem Frust vieler junger Menschen begründet, „dass wir zu langsam und zu spät klimapolitische Entscheidungen fällen“. Frust empfinden in diesen Zeiten auch viele Hausärzte. Der Aufwand ist gewachsen, die Vorgaben wechseln ständig und für Corona-Tests gibt es zu wenig Geld: Das sind einige Kritikpunkte niedergelassener Ärzte, mit denen Jörg Isringhaus gesprochen hat. Falls Sie nun denken, dass die Sorgen der Ärzte nicht so schwer wiegen, sollten Sie den Text lesen. Einige der Beispiele sind wirklich hanebüchen. Hanebüchen ist seit Jahren auch der Umgang der EU mit Flüchtlingen, weil die Mitgliedsstaaten keine gemeinsame Haltung finden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat nun einen Vorschlag gemacht, wie die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut gebracht werden könnten. Wie es funktionieren soll, erklärt Ihnen unser Brüssel-Korrespondent Markus Grabitz. Bundesinnenminister Horst Seehofer ist übrigens dafür und fordert eine Einigung bis Jahresende, wie Gregor Mayntz aus Berlin berichtet. Was aus meiner Sicht nicht nur einen Dauerstreit befrieden würde, sondern im besten Fall bewirken könnte, dass die Flüchtlingsdebatte im Bundestagswahlkampf 2021 keine Rolle spielt. Was dagegen auf jeden Fall eine Rolle spielen wird in diesem Wahlkampf ist die Frage, wer nächster Kanzler wird. Als ein möglicher Kandidat für das Amt gilt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Bei „Maischberger – Die Woche“ wurde er am Abend auf seine Ambitionen angesprochen – und gab auch eine Antwort, wie Petrina Engelke aufgeschrieben hat. In manchen Serien von Netflix oder Amazon Prime gibt es großartige Rollen. Wie diese und die anderen gängigen Streamingdienste funktionieren und was sie kosten, hat Jan Luhrenberg zusammengestellt. Ich bin längst angefixt und schaue immer seltener das gute alte Fernsehen (die 17,50 Euro für den Rundfunkbeitrag muss ich natürlich trotzdem zahlen). Wenn Sie nicht zuschauen, sondern selber machen wollen, lassen Sie sich von Julian Budjan erklären, was sich alles mit Kürbissen machen lässt. Was sich alles mit diesem Tag machen lässt, wird sich schnell herausstellen. Starten Sie gut in den Morgen! Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |